Liebe NEOS,

Als ich mich politisierte, hatte ich gerade mal 12 Jahre Lebenserfahrung und zum ersten Mal habe ich mich im Rahmen eines Wahlkampfes mit 14 engagiert. Damals sowie ein paar Jahre später, als ich zum ersten Mal Mitglied einer politischen Partei wurde, habe ich mich nur für die “großen” Themen der Welt interessiert - ich wollte die Welt verändern, aber ich war nicht bereit, mit kleinen Schritten vor meiner eigenen Haustür anzufangen - Lokalpolitik war einfach kein Thema für mich. 

Nachdem ich mich für Österreich und Wien als meine Wahlheimat entschieden habe, wurde ich trotz meines nach wie vor starken Interesses an Politik gewissermaßen politikverdrossen. Obwohl ich immer laut gesagt habe, man sollte mindestens an allen Wahlen teilnehmen, hat sich auch bei mir, dem interessierten Politikwissenschaft-Studenten, irgendwo im Hinterkopf der Gedanke eingenistet, dass ich sowieso nichts beeinflussen kann, weil ich in dem Land, in dem ich nun lebe, kein volles Wahlrecht habe.

Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich sehr wohl Gestaltungsmöglichkeiten habe, und dass es einfach darauf ankommt, etwas zu tun, statt ständig nur zu grübeln. Die Tat, die mir zu diesem Einblick geholfen hat, war eine Radständer-Anfrage an meine Bezirksvertretung und die Magistratsabteilung 28. Drei Monate später wurde eine Fahrradabstellanlage neben “meiner” Haltestelle installiert und seitdem erinnert sie mich jeden Tag daran, dass das jede:r von uns zur Veränderung in der Welt beibringen kann. Und wenn ich daran denke, denke ich auch darüber nach, wie es vielen EU- sowie Drittstaats-Bürger:innen in Österreich gehen muss, wenn ich als NEOS-Fan der ersten Stunde und politisch interessierter EU-Bürger mit guten Deutschkenntnissen trotzdem jahrelang nicht den Mut in mir entdecken konnte, um der klar proeuropäischsten Kraft Österreichs als Mitglied beizutreten und mich politisch zu engagieren. 

Ich möchte daher in meinem Bezirk kandidieren, um auch anderen EU-Bürger:innen zu zeigen, dass sich Engagement lohnt und jede auch die kleinste Tat irgendwann Früchte bringt. Ich möchte grundsätzlich alle Bürger:innen ermutigen, sich mehr für ihre Nachbarschaft einzusetzen.

Das ist aber nicht der einzige Grund für meine Kandidatur; wir, NEOS, sind meiner Meinung nach eine Partei der großen ideologischen Werte, die richtig und wichtig sind. Aber gerade auf Bezirks- (oder in anderen Bundesländern Gemeindeebene) sehen wir, dass unsere Ergebnisse bei bundesweiten Wahlen fast immer über denen bei lokalen Wahlen liegen. Ich möchte einen Beitrag für eine tiefere NEOS-Verwurzelung auf lokaler Ebene leisten. Ich möchte nach Wegen suchen, wie man liberale Ideen in eine Politik übersetzen kann, die bei Bürgerinnen auf lokaler Ebene für Begeisterung sorgt und im Idealfall auch Wahlen gewinnt. Besonders bei Tür-zu-Tür-Aktionen möchte ich neue Beziehungen mit Bürger:innen knüpfen und dafür sorgen, dass Döbling bald der erste Wiener Gemeindebezirk mit einer pinken Bezirksvorstehung wird!

Ich hoffe, mit meiner Story nicht nur euch, die NEOS-Mitglieder und Interessierten, sondern auch die Bürgerinnen überzeugen zu können. 

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