Es hätte doch ganz anders laufen sollen. Eigentlich war doch alles gut. Eigentlich waren wir alle zufrieden. Eigentlich waren wir auf einem guten Weg. Eigentlich.

Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass alles in bester Ordnung ist. Dass jede*r seinen Weg geht, sich jede*r etwas aufbauen kann. Die viel zitierte Insel der Seligen. Dass diese Erzählung nur auf einem Bein und dazu auf Zehenspitzen steht, war eine bittere Erfahrung. Mutlosigkeit. Sinnlosigkeit. Wozu denn jeden Tag sein Bestes geben, wenn vielleicht doch alles um sonst sein wird.

Wir können die Rahmenbedingungen nicht oder zumindest nur sehr bedingt beeinflussen. Pandemie, Krieg, Unberechenbarkeiten wohin das Auge reicht. Bis auf eine Sache, die wir immer beeinflussen können. Das eigene Handeln.

Also habe ich Lehramt studiert, weil ich das Glück hatte, sehr gute Lehrer zu haben und erfahren habe, wie positiv prägend das für das eigene Leben ist. Doch ich habe nach einigen Semestern eingesehen, dass das System Schule in Österreich eine Sackgasse ist. „Lieber kein Lehrer, als ein frustrierter Lehrer.“ habe ich mir gedacht. Also habe ich mich beruflich umorientiert. Doch eine Erkenntnis blieb.

Das in Österreich vorherrschende Grundgefühl heißt ‚passt schon‘. Nur nicht anecken, nur nichts verändern, nur nichts Neues. Lieber zurücklehnen, die anderen machen lassen und sich dann darüber aufregen. Der Papa - in dem Fall der Staat - wird’s schon richten.

Aber mit drei Geschwistern habe ich gelernt, für die Dinge zu kämpfen, die einem wichtig sind.

Es ist Zeit nicht nur auf sich und die engsten Menschen in seiner Umgebung zu schauen, sondern auf alle Menschen in Österreich. Die letzten 5 Jahre haben eine gesellschaftliche Veränderung gebracht, die für gewöhnlich über einen Zeitraum von 20 Jahren stattfindet.

Dabei hätte Österreich einen großen Vorteil gehabt, der nicht genutzt wurde. Wir sind ein kleines Land, könnten auf Veränderungen reagieren wie ein Schnellboot, moderne Ideen umsetzen, das Momentum nutzen. Stattdessen sind wir ein rostiger, vor Diesel rußender Dampfer, der auf der Stelle steht, wenn es stromaufwärts geht.

Ich will keine ideenlose Zukunft. Ich will gestalten und Wirksamkeit spüren. Wir brauchen ein Gefühl der Zuversicht, der Stärke und des Gemeinsamen, Erneuerung im Geistigen und im Handeln. Wir müssen sehen und fühlen, dass Veränderung möglich ist und dass uns mehr verbindet, als trennt.

Die Zeit für den Kern des liberalen Gedanken war noch nie so gut wie jetzt. Zukunft als Gestaltungsraum begreifen, Ideen finden, die besten Rahmenbedingungen schaffen für die Entfaltung jedes Einzelnen, und mit einem positiven Selbstbild auf Neues zugehen.

Unsere Eltern und Großeltern haben ein zerstörtes Land wieder aufgebaut. Jetzt ist es Zeit, auf diesem Fundament ein neues Österreich zu formen. Ich bin bereit.

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